Hermann Matzke 1890 Breslau - 1976 Konstanz
Begründer der Musikalischen Technologie.

Familie
Geboren und aufgewachsen in Breslau.
Sohn des Geschäftsmannes (Herrenbekleidung) Emanuel Matzke und der Agnes, geb. Haunschild. Bruder Georg 1892-1945 (Apotheker).
1918 Heirat mit Dora Berner (1894-1955), die er 1914 in Bern kennengelernt hat.
1923 Geburt Tochter Liselotte (gest.1998 in Münchenbuchsee/ Bern).
1959 Heirat mit Carla Müller (1902-1988). Opernsängerin in Breslau, Berlin, Kulmbach.
"Herzenstöne sind in jeder Sprache echt"."Jeder Mensch braucht einen moralischen Fonds, aus dem er sich dauernd erneuern und verjüngen kann." H.M.
Musiker
Als Neunjähriger Beginn mit Klavierspiel, später unter Anleitung von Felix Rosenthal, Violinunterricht bei Fabian, Kontrapunkt bei Georg Riemenschneider, Grundlagen des Flötenspiels bei Ernst Tschirner, Gesang und später auch Methodik des Schulgesangs bei Max Thomale. Als Student Orgelschüler bei Otto Kinkeldey.
Initiator des Schülerorchesters im Realgymnasium am Zwinger, Breslau.
Schon als Jugendlicher unterrichtet er selber (bringt u.a. seinem Bruder das Geigenspiel bei) und spielt immer wieder in ad hoc-Formationen Kammermusik, z.B. während seiner Militärtdienstzeit ab 1914.
Erste Kompositionen während der Gymnasialzeit.
1922 Dirigent der ehem. Bückeburger Hofkapelle. Daneben Unterrichtstätigkeit.
Musikalischer Leiter der Schlesischen Funkstunde.
Ehrenvorsitzender der Deutschen Musikmessen in Mittenwald (1949/50, neben dem spät.Bundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard als Protektor) und Düsseldorf (ab 1951).

Was nützt uns die ganze wissenschaftliche Akustik, wenn Physiker anders hören als Musiker!""Wir brauchen heute einen Naturschutz der menschlichen Stimme und des menschlichen Gehörs." H.M.
Akademiker
Ab 1910 Universitäten Breslau, Bern, Berlin (Musikwissenschaft, Geschichte, Literaturwissenschaft, Philosophie, Kunstgeschichte, Nationalökonomie, Rechtswissenschaft, Physik).
Während des 1. Weltkriegs wissenschaftl. Mitarbeiter in den Staatsarchiven Brüssel. Daneben Fertigstellung der Dissertation,1919 Dr. phil in Bern.
1924 Lehramt an der Technischen Hochschule Breslau (Gründung des Collegium musicum der T.H.).
1930 Habilitation.
1931Volkswirt RDV (Reichsverband deutscher Volkswirte).
1932 Gründer und Direktor des"Instituts für musikalische Technologie" an der T.H., später Professor und Senator.
Ab 1955 auf Anregung von Theodor Heuss an der T.H. Stuttgart.
Mitglied des Ausschusses für wirtschaftsnahe Forschung beim Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg.

"Selbständig denken lehren ist die höchste Aufgabe der Hochschule."
"Wer keinen Geist hat, braucht auch keine Geistesfreiheit. Klarer Fall".
"Es gibt nur eine politisch-pädagogische Münze von Belang: das gute Beispiel.".
"Wer des Geistes entbehrt, bedarf der Formalien." H.M.
Schriftsteller
Gedanken zu Musik, Kunst, Geschichte 1915-1976, 28 Bände.
Seit 1922 fast drei Jahrzehnte lang erster Musikkritiker der"Schlesischen Tagespost"
1931 Leiter der Hochschulpressestelle.
Seit 1934 Herausgeber der von Paul de Wit 1880 in Leipzig gegründeten"Zeitschrift für Instrumentenbau",
1946-1976 Herausgeber der"Instrumentenbau-Zeitschrift" in Konstanz.
Zahlreiche Publikationen, Aphorismensammlung (www.hausschlesien.de)

Hauptwerke
Unser technisches Wissen von der Musik. Einführung in die Musiktechnologie (1949)
Musikökonomik und Musikpolitik (1927) in mehrere Sprachen übersetzt.
Grundzüge einer Musikalischen Technologie (1931)
Musikgeschichte der Welt (1949)
Erinnerungen: Ein Leben für Kunst und Wissenschaft in Schlesien und Europa. (zusammengestellt von Winfried Matzke, 1989 und Adelheid Straehl, 2007)

"Die Dichter retten der Geschichte das Leben für die Nachwelt."
"Einfälle wollen bezahlt sein, fehlende Einfälle noch mehr."
"Es gibt nur wenig Kritik von absolutem Wert. Jede Generation urteilt anders und die Jahrhunderte sprechen ihre eigene Sprache." H.M.

Staatsdienst
1923-33 im Vorstand des Landesverbandes der Schlesischen Presse (Vorsitzender des Presseehrengerichts im"Mordfall Prof. Rosen")
Stellvertretender bzw. kommissarischer Direktor der Landesabteilung Schlesien der"Reichszentrale für Heimatdienst" bis 1931.

"Die Presse hat eine regulierende, nicht herrschende Funktion."
"Das Recht gleicht der schützenden Verpackung eines wertvollen Inhalts."
"Jede Rechtsprechung geniesst das Ansehen, das sie sich durch Lauterkeit und Weisheit selber gibt."
"Im Seichten kommt man leichter über den Strom". H.M.


Auszeichnungen

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1974).
Verdienstmedaille der Technischen Hochschule Breslau.
Ehrenmitglied wesentlicher Fachverbände im In- und Ausland.

Sursum Corda! (Empor die Herzen!)
Kann man den Augen verbieten zu schauen,
Den Händen zu bauen,
Dem Munde zu singen,
Dem Weltall zu klingen?

Wen könnte das Leben und Spriessen,
So er ein Herz hat, verdriessen?
Drum lasst uns empor die Herzen heben
Und ganz uns dem Leben ergeben!

Hermann Matzke

Engel mit Harfe
Kloster Heinrichau, Schlesien